26.09.2025

Netzwerktagung für pädagogisches Personal an Schulen (Präsenz)

Herz über Kopf - Warum Bildung Nähe braucht

WISSENSCHAFT TRIFFT PRAXIS
26.09.2025
14.00 UHR – 17.30 UHR

 

UNIVERSITÄT SIEGEN | AUDIMAX-HÖRSAAL

Adolf-Reichwein-Straße 2 | 57076 Siegen

 

Die Teilnahme für Lehrkräfte, pädagogisches Personal & Studierende aller Schulfomen ist kostenlos.

Wir würden Sie bis zum 15.08.2025 um Ihre verbindliche Anmeldung mit Angaben Ihres Namens & Nennung eines Workshopwunsches unter folgender Mailadresse bitten: 

 

beschubi@uni-siegen.de

Ohne Vorabanmeldung ist die Teilnahme nicht möglich!

 

Genauere Hinweise zum Tagungsort und zur Anfahrt entnehmen Sie dem angehangenen PDF.

PROGRAMM

14:00h-15:00h
Dr. Carina Hübner (Universität Siegen),
Prof.in Dr. Tanja Jungmann (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Begrüßung & Keynote - BeziehungsWeise bilden, Lernen begleiten & Perspektiven bahnen!
15:00h-15:30h
Pause
15:30h-17:00h
Workshop-Phase zum Tagungsthema
17:15h-17:30h
Abschluss

WORKSHOPANGEBOTE

1. Herz trifft Haltung - Beziehungen mit politischer Bildung gestalten – Yannik Achenbach

Eine förderliche Beziehungsgestaltung zwischen Lehrkräften und Schüler*innen kann sich als Gelingensfaktor für guten Unterricht erweisen. Gerade Schüler*innen mit Unterstützungsbedarf im Lernverhalten und mit Verhaltensauffälligkeiten sind auf die Unterstützung von Lehrkräften in der Gestaltung sozialer Beziehungen angewiesen (Günther 2012). Einen Zugang hierzu können Emotionen und Gefühle im Unterricht bieten, da sich diese auf die eigene Haltung auswirken und das Verhalten beeinflussen. Emotionen und Gefühle betreffen alle zu jeder Zeit und nehmen somit auch eine zentrale Rolle in Bildungsprozessen ein (Huber & Krause 2018). Im sozialen Umfeld der Schule werden Schüler*innen täglich mit emotionserzeugenden Situationen konfrontiert. Die Sorge und Verunsicherung aufgrund der Zunahme von Krisen zeigen auf emotionaler Ebene, dass Lernende mit politischen Themen eine emotionale Beziehung eingehen. Schüler*innen zeigen z. B. Wut oder Trauer bei Nachrichten und Bildern aus Krisengebieten. Sie empfinden somit „Emotionen als Ausdruck der eigenen Beziehung gegenüber der unterrichtlich-vermittelten politischen Welt“ (Petri 2019). Diese Eingebundenheit soll als Ausgangspunkt betrachtet werden, um ein proaktives Beziehungsgefüge umzusetzen. Der Workshop gibt Einblicke in die Zusammenhänge von Emotionen und politischer Bildung und zeigt, wie politische Bildung genutzt werden kann, um ein positives Beziehungsgefüge aufzubauen. Darüber hinaus werden Handlungsstrategien und didaktische Hinweise für die eigene Unterrichtspraxis aufgezeigt.

2. (Biographisch-)reflexive Sorgearbeit in herausfordernden Momenten pädagogischer Beziehungen – Dr. Janina Bernshausen

Gelingende pädagogische Beziehungen stellen im Schulalltag sowohl für Schüler*innen als auch für Lehrkräfte eine wesentliche Grundlage für Wohlbefinden, erfolgreiches Lernen bzw. Lehren und persönliche Weiterentwicklung dar. Dahingegen können misslingende, als konfliktbeladen empfundene, pädagogische Beziehungen auf beiden Seiten emotionale Belastungen hervorrufen, welche bei dauerhaftem Erleben zu Beeinträchtigungen in den Bereichen Gesundheit und Bildung führen können (vgl. Bauer 2009, Prengel 2019; Hagenauer & Raufelder 2021, Richey & Fischer 2021). Vor diesem Hintergrund richten wir im Workshop den Blick bewusst auf Konfliktsituationen zwischen Lehrkräften und Schüler*innen, welche das pädagogische Arbeitsbündnis auf die Probe stellen. Hierbei erscheint es lohnend, den Fokus auf jene (biographisch erworbenen) Handlungsmuster beider Akteursgruppen zu richten, welche im Modus von Übertragung und Gegenübertragung den Konflikt emotional aufladen und so eskalierend auf das Interaktionsgeschehen wirken können (vgl. Becker & Breuninger 2024; Hehn-Oldiges 2024). Anhand von Fallmaterial spüren wir exemplarisch solch habituellen „Verwobenheiten“ in Konfliktsituationen zwischen Lehrkräften und Schüler*innen nach und diskutieren dazu Möglichkeiten (biographisch-) reflexiver Selbst- und Fremdsorge als alternative Handlungswege.

3. Zur Selbstwahrnehmung der psychischen Gesundheit von Schüler*innen – Francesco Ciociola

Psychischen Grundbedürfnissen kommt heutzutage eine hohe Relevanz zu, da sie eng mit mentaler Gesundheit und psychischem Wohlbefinden einhergehen. Mit dem Übergang vom Kindergarten in die Grundschule oder von der Grundschule an die weiterführende Schule beginnt für die dort beschulten jungen Menschen ein neuer Lebensabschnitt, der vor allem durch neue Freundschaften, Strukturen und Herausforderungen geprägt ist, später auch durch die Adoleszenz.
In dem Workshop werden erste Ergebnisse einer Studie zur Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse von Schüler*innen in verschiedenen Lebenswelten, insb. der Lebenswelt Schule, vorgestellt. Darüber hinaus können, bei Interesse, Ergebnisse bzgl. der Befriedigung psychischer Grundbedürfnisse in der Lebenswelt Schule von in Italien lebenden Jugendlichen zum Vergleich vorgestellt und diskutiert werden. Ausgehend davon soll die Erarbeitung und Diskussion schulpraxisrelevanter Implikationen im Sinne von Präventions- und Interventionsmaßnahmen für zukünftige Perspektiven fokussiert werden, bspw. dahingehend, wie Lehrkräfte und pädagogisches Personal durch die Einnahme einer grundbedürfnisorientierten Perspektive entwicklungsförderliche Handlungskonzepte entwickeln und umsetzen können, die junge Menschen hinsichtlich der Befriedigung ihrer psychischen Grundbedürfnisse unterstützen und für ihre weitere Entwicklung stärken können.

4. Beziehungsarbeit zwischen Bildschirm und Begegnung – Pädagogische Beziehungen im Spannungsfeld zwischen mediatisierter Praxis und professioneller Haltung – Alexander Lang

Digitale Medien sind integraler Bestandteil schulischer Lern- und Kommunikationsprozesse. Sie beeinflussen nicht nur die methodisch-didaktische Gestaltung von Unterricht, sondern auch die Qualität und Struktur pädagogischer Beziehungen. Insbesondere im digital unterstützten Präsenzunterricht verschränken sich analoge und digitale Interaktionen zu hybriden Lernräumen – häufig geprägt von widersprüchlichen Erwartungen, unklaren Rollenbildern und knappen Ressourcen.
Im Mittelpunkt des Workshops stehen Fragen professioneller Beziehungsarbeit im Kontext einer mediatisierten Schulpraxis. Aus bindungstheoretischer, medienpädagogischer und professionsbezogener Perspektive werden unter anderem folgende Leitfragen diskutiert:

  • Welche Potenziale bieten digitale Medien für den Aufbau und die Gestaltung positiver Lehrer-Schüler-Beziehungen?
  • Welche Herausforderungen zeigen sich im Hinblick auf Kommunikation, Rollenverständnis und Belastung?
  • Welche (medien)pädagogischen Ansätze fördern eine gelingende Beziehungsgestaltung im Unterricht?

Anhand aktueller Studienergebnisse, Fallvignetten und konkreter  Unterrichtsszenarien bietet der Workshop Raum für kollegialen Austausch, kritische Reflexion und praxisnahe Anregungen. Ziel ist es, Orientierungspunkte für eine beziehungsorientierte Unterrichtsgestaltung zu entwickeln, die den Herausforderungen einer zunehmend digital geprägten Bildungslandschaft begegnet – ohne den Kern pädagogischer Beziehung aus dem Blick zu verlieren.

5. Lehrergewalt begegnen – Dr. Tina Mielke

Aggressionen und Gewalt in der Gesellschaft sind allgegenwärtig und auch in unseren Schulen überaus präsent. Mediale Aufmerksamkeit erhalten vor allem schockierende Ereignisse wie Amokläufe oder Taten innerhalb der Schülerschaft. Wenn von Schulgewalt gesprochen wird, dann vor allem von Schülergewalt. Doch wie sieht es mit der Gewalt ausgehend von Lehrkräften aus? Welche Perspektive haben Lehrkräfte auf Lehrergewalt, welche Arten von Lehrergewalt erleben Lehrkräfte und welche Zusammenhänge stellen sie zwischen unterschiedlichen Schulsystemebene fest? Diesen Fragen widmet sich die Dissertationsstudie „Lehrergewalt aus Sicht der Lehrkräfte“. In dem praxisorientierten Workshop zum Thema werden wir die verschiedenen Systemebenen kurz beleuchten und ausgehend von eigenen oder beobachteten oder zugetragenen Erlebnissen erarbeiten, was erste Schritte sein können, um Lehrergewalt wahrzunehmen und ggf. zu minimieren, um sich selbst und die Schülerinnen und Schüler zu schützen. 

6. Starke Bindung – Starkes Selbst: Wie Beziehungen Schüler*innen im Jugendalter wachsen lassen – Sabrina Opitz

Der Workshop skizziert anhand der Bindungstheorie nach Bowlby, die Verteilung der Bindungsqualitäten im Jugendalter, mit besonderem Fokus auf den Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung. Zudem wird der Einfluss der Bindungsqualität auf das Selbstkonzept anhand der Ergebnisse aus empirischen Studien dargestellt und konkrete Handlungsmöglichkeiten für den Schulalltag entwickelt, um das (schulische) Selbstkonzept der SchülerInnen aktiv zu unterstützen und so langfristig ihre Lern- und Entwicklungschancen zu verbessern. Der Workshop vermittelt Ideen zur Förderung einer vertrauensvollen Lehrenden-Lernenden-Beziehung anhand des bindungsbasierten Förderansatzes „Banking-Time“ und Ideen zur Stärkung des Selbstwerts, welcher emotionale Sicherheit bieten und SchülerInnen dabei unterstützen soll, Vertrauen in sich selbst und andere zu entwickeln.

7. Warum wir Emotionen, Wohlbefinden und Stress bei Schüler*innen nicht ignorieren können – Empirische Befunde und diversitätssensible Fördermöglichkeiten – Dr. Juliane Schlesier

Emotionale Erfahrungen prägen den Schultag eines*r jeden Schülers*in und haben eine große Bedeutung für das Lernen, da sie den schulischen Erfolg beeinflussen. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, sind heterogen und reichen von Emotionen wie Angst vor einer Klassenarbeit über das Gefühl von Ärger über einen Konflikt mit dem Sitznachbarn bis hin zu Stolz, eine Aufgabe endlich bewältigt zu haben. Entscheidend für das Erleben dieser Emotionen sind die sozialen Beziehungen der Schüler*innen zu ihren Lehrkräften und Peers, sodass hier fördernde Maßnahmen zur Verbesserung der emotionalen Schulerfahrungen zielgerichtet ansetzen könnten. Aus diesem Grund sollen in diesem Workshop nicht nur theoretische Grundlagen und empirische Befunde vorgestellt werden, sondern auch Gelingensbedingungen anhand von konkreten Beispielen aus dem Unterricht diskutiert werden.

8. Wie sehe ich dich – wie siehst du mich? Beziehungsfeedback im Schulalltag – Fabian Schimmelpfennig

Die Qualität der Lehrkraft-Lernenden-Beziehung gilt als zentraler Einflussfaktor für schulisches Lernen, Motivation und Wohlbefinden. Doch wie kann diese Beziehung systematisch erfasst und reflektiert werden? In diesem Workshop erhalten Lehrkräfte die Möglichkeit, sich mit wissenschaftlich fundierten Methoden zur Rückmeldung über ihre Beziehungsgestaltung im Unterricht auseinanderzusetzen. Im Fokus steht der Einsatz des SPARTS-Fragebogens (dt. Version des SPARTS-Kurzversion; Leidig et al. 2019; Koomen & Jellesma, 2015) – ein standardisiertes Instrument zur Erfassung der Beziehungsqualität aus Sicht der Lehrenden und Lernenden. Die Teilnehmenden lernen die theoretischen Grundlagen des Fragebogens kennen, erproben dessen Anwendungsmöglichkeiten und reflektieren den praktischen Nutzen für die Weiterentwicklung ihrer eigenen Beziehungsarbeit im Unterricht. Der Workshop bietet Raum für Austausch, Diskussion und konkrete Planungen zur Implementierung im eigenen schulischen Kontext.

Beteiligte

Dr. Carina Hübner

Dr. Carina Hübner

Universität Siegen
carina.huebner@uni-siegen.de
Prof.in Dr. Tanja Jungmann

Prof.in Dr. Tanja Jungmann

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
tanja.jungmann@uni-oldenburg.de